Miete

Die Aare vor dem Wohnzimmer

Von am 14. März 2017
NZZ Domizil

Drei genossenschaftliche Wohnbauten bieten günstiges Wohnen an spezieller Lage

Biberstein bei Aarau ist im Norden begrenzt vom Homberg und im Süden von der Aare. Zwischen dem Uferweg am Fluss und der parallel dazu verlaufenden Aarauerstrasse haben die Architekten aus dem Büro von Ueli Müller in Basel für die Genossenschaft Wogeno Aargau drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 23 Mietwohnungen erstellt. Die Genossenschaft konnte dafür zwei unbebaute, durch ein bestehendes Einfamilienhaus getrennte Parzellen von der Gemeinde im Baurecht übernehmen.

Innerhalb des mit Eigentumswohnungen, Terrassenhäusern und Einfamilienhäusern bebauten Ortsteils Wissenbach sorgt die neue Überbauung für eine willkommene Ergänzung. Entstanden sind drei senkrecht zum Hang stehende Baukörper, die von der Strasse wie auch vom Uferweg auf zwei Niveaus ebenerdig erschlossen werden.

Breite Laubengänge zum Verweilen

Eine gebaute Hangkante unterteilt das Areal in zwei horizontale Bereiche, den Gartenzugang auf der unteren Ebene und die Postadresse an der höher gelegenen Strasse. Im Norden befindet sich die offene Treppenanlage. Die Wohnungen orientieren sich nach Osten und Westen; im Kopfbereich zur Aare hin sind die Wohnungen zusätzlich nach Süden gewandt.

Die einzelnen Wohnungen sind über breite Laubengänge erschlossen, welche auch zum Verweilen einladen. Sie sind um einen durchgehenden Eingangs-, Ess- und Wohnbereich organisiert. Die einzelnen Zimmer weisen etwa die gleiche Grösse auf und können so individuell genutzt werden. Gedeckte Balkone schaffen die Verbindung zum Hofbereich, der zum Spielen, Diskutieren und Feiern von Festen einlädt.

Alle Wohnungen haben über die östlich und westlich gelegenen Freiräume Anteil am übergeordneten Flussraum der Aare im Süden. Von 2,5-Zimmer- bis zu 5,5-Zimmer-Wohnungen sind alle Typen vorhanden, so dass eine gute Mieterdurchmischung gewährleistet ist. Grosse Gemeinschaftsräume liegen in den Untergeschossen an den belichteten südlichen Enden der drei Baukörper. Zusätzlich befindet sich im Dachgeschoss jedes Hauses eine gemeinsame Dachterrasse, die das gemeinschaftliche und solidarische Wohnen unterstützt.

Das Materialisierungs- und Konstruktionskonzept der Architekten verleiht den Gebäuden einen robusten Charakter. So sind die drei Baukörper in massiver Bauweise konstruiert: Die Gebäudehülle besteht aus einem konventionellen Zweischalenmauerwerk mit einer Gesamtstärke von über 60 cm. Massive Böden, Wände und Decken dienen der Wärmespeicherung.

Behagliches Klima im Inneren

Die Veranden der West- und Ostfassaden dienen im Sommer als Brise-soleil und ermöglichen einen Energiegewinn durch den flachen Sonnenstand in der kälteren Jahreszeit. Im Inneren tragen die mit Lehmputz versehenen Decken und die mit Sumpfkalk verputzten Wände zu einem behaglichen Klima bei. Die Wärmeerzeugung erfolgt pro Gebäude mittels Wärmepumpen unter Nutzung der Erdwärme. Der durch die Photovoltaikanlage produzierte Strom entspricht ungefähr dem Gesamtenergieverbrauch pro Jahr.

Im Sommer wird den Wohnungen über die Bodenheizung Wärme entzogen und über die Erdsonden dem Erdreich zurückgegeben. Trotz Minergie-P-Zertifizierung wurde auf den Einbau von sogenannten Komfortlüftungen mit einer Wärmerückgewinnung bewusst verzichtet.

Gerald Brandstätter

Dieser Beitrag ist dem Immobilienbund der Neuen Zürcher Zeitung «NZZ Domizil» entnommen.

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