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Wohnen in der Zukunft: smart, autonom und grün

Von am 12. Mai 2016
NZZ Domizil

Unsere Häuser von morgen sind intelligente technische Systeme, die unseren Alltag erleichtern, Kraftwerke, die uns mit Strom und Wärme beliefern, und Anbauflächen, dank deren wir ein bisschen Selbstversorgung betreiben können. Ein Blick auf drei zukünftige Bau- und Wohnkonzepte: Smart Home, energieautonomes Haus und Urban Gardening.

Wie sieht das Haus der Zukunft aus? Die Frage ist nicht neu. Für Le Corbusier, einen der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts, musste ein Gebäude zweckmässig sein, die Ästhetik rückte in den Hintergrund. Die Funktionalität wurde in der Nachkriegszeit auf die Spitze getrieben, Studien über voll automatisierte Häuser voller Technik sorgten für Furore. Es blieb vorerst bei der Vision.

Wenn die Rede auf das Wohnen der Zukunft kommt, denken noch heute viele zuerst an Technik. Das sogenannte Smart Home ist dank des technischen Fortschritts viel praktischer und damit realistischer geworden. Das Internet hat die Steuerung, Vernetzung und Messung der Geräte massentauglich gemacht. Das intelligente Haus besteht aus vielen Bausteinen, hier nur ein paar Beispiele: Jalousien und Lampen reagieren selbstständig auf einfallendes Sonnenlicht und die Dämmerung. Die Heizung zu Hause lässt sich schon auf der Heimreise von den Winterferien per Smartphone einschalten. Sämtliche Haushaltsgeräte haben einen Timer, so riecht es schon beim Aufstehen nach frisch gebrühtem Kaffee und aufgebackenen Brötchen. In jedem Zimmer kann man die auf einem Netzwerkspeicher abgelegte Musiksammlung via WLAN ansteuern und auf eingebauten Lautsprechern abspielen.

Zwei wichtige Aspekte sind das Sicherheitsgefühl und der Energieverbrauch. Im intelligenten Haus ist nicht nur ein Rauchmelder installiert. Bewegungssensoren können auch die Alarmanlage auslösen, während eine Videokamera Livebilder aufs Handy schickt. Umgekehrt lässt sich mit dem Mobiltelefon aus der Ferne die von einer Kamera überwachte Tür öffnen, wenn jemand den Klingelknopf gedrückt hat und der Besucher nicht ungebeten ist. Sicherheit bedeutet auch Gesundheit, denkt man zum Beispiel an Messgeräte zur Pollenkonzentration für Allergiker.

Im Energiebereich messen intelligente Zähler nicht nur den Verbrauch, sondern stellen ihn auch zeitnah und transparent dar. Aus diesen Daten können Hausbesitzer Masswohnen | 5 nahmen zur Energieoptimierung ableiten, etwa den gezielten Strombezug in Nebenzeiten zum Niedertarif.

Angesichts der raumplanerisch angestrebten Verdichtung und eines zunehmend reflektierten Konsumverhaltens ist Urban Gardening ein angesagtes Nachhaltigkeitskonzept.

Energieproduktion in Eigenregie

Energieeffizienz und «saubere» Energiequellen sind für das Haus der Zukunft das Gebot der Stunde. Bekannt sind der MinergieStandard oder das Passivhaus. Angestrebt wird heute das sogenannte energieautonome Haus. Es produziert nicht nur sämtliche benötigte Energie selber, sondern bezieht auch keine einzige Kilowattstunde von Energiedienstleistern. Damit unterscheidet es sich vom Plusenergiehaus, das zwar mehr Energie herstellt als insgesamt nötig, aber punktuell eben doch von externen Quellen abhängig ist – zum Beispiel für den Strom, wenn die Fotovoltaikanlage zu wenig liefert. Im energieautonomen Haus hingegen produzieren Solarzellen thermische und elektrische Energie, die dank ausgeklügelter Speichertechniken auch dann zur Verfügung steht, wenn die Sonne nicht scheint. Überschüssiger Strom kann kurzfristig in Batterien und für die langfristige Nutzung mittels Elektrolyse in Gasform gespeichert werden. Oder er wird zum Aufladen von Elektroautos verwendet – das energieautonome Haus schliesst nämlich die CO2-neutrale Mobilität mit ein.

Entsprechende Pilotprojekte versprechen nachhaltiges Bauen mit demselben Komfort wie in herkömmlichen Häusern. Auch wenn die Investitionskosten zuweilen höher sind, rechnen sich solche Objekte langfristig, da bei den Betriebskosten deutliche Einsparungen möglich sind.

Obst und Gemüse vom Dach- oder Küchengarten

Im Innern vernetzt und komfortabel, die Fassade mit optimaler Wärmedämmung – da stellt sich die Frage, welche Aspekte das Haus der Zukunft im Aussenbereich ausmachen. Angesichts der raumplanerisch angestrebten Verdichtung und eines zunehmend reflektierten Konsumverhaltens ist Urban Gardening ein angesagtes Nachhaltigkeitskonzept. Das Flachdach, die Terrasse, der Balkon – jede noch so kleine Fläche soll mit Nutzpflanzen begrünt werden und zu einem kleinen Stück Selbstversorgung beitragen. Nach den Schrebergärten wird der städtische Gartenbau nun also noch kleinteiliger. Und wenn gar keine Aussenfläche zur Verfü- gung steht, kann man auf sogenannte Minioder Nanogärten zurückgreifen, die zum Beispiel in Form eines Hochbeets in die Küche integriert sind.

Die Zweckmässigkeit (Smart Home) und die Nachhaltigkeit (energieautonomes Haus, Urban Gardening) deuten darauf hin, wie sehr das Haus der Zukunft auf den praktischen und wirtschaftlichen Nutzen der Bewohnerinnen und Bewohner zugeschnitten ist. Hat sich also die eingangs erwähnte Haltung von Le Corbusier («Form follows function») durchgesetzt? Nein, für die Promotoren des Wohnbaus von morgen ist die Ästhetik genauso wichtig wie die Funktionalität.

 

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